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Staatliches Museum für Völkerkunde München

SMV   Staatliches Museum für Völkerkunde München

             Kunst und Kultur aus Afrika - Asien - Amerika - Ozeanien


Maximilianstraße 42
D-80538 München

Tel.: +49-(0)89- 2101 36 100
Fax: +49-(0)89- 2101 36 247

mailto:museum.voelkerkunde@extern.lrz-muenchen.de

http://www.voelkerkundemuseum-muenchen.de/

 

Das Museum für Völkerkunde in München ist ein wunderbares Museum! Gut behandelt wurde ich bei meiner sicherlich etwas abwegig anmutenden Untersuchung eigentlich in allen aufgesuchten Instituten und doch gab es graduelle Unterschiede. In München war man in allen drei aufgesuchten Häuser sehr zuvorkommend und freundlich und geduldig mit mir. Ich brachte ja erhebliche Mehrarbeit für die Mitarbeiter und keinerlei Nutzen. Ausgesprochen wohl habe ich mich im Völkerkundemuseum gefühlt. Herr Dr. Claudius Müller ließ mir nicht nur alle sieben Instrumente bereitlegen und von den Karteikarten Kopien anfertigen, sondern er schickte mir später sogar, als er zu einem Arbeitsbesuch in London war und eine Mundorgel in einer Sammlung sah, ein Foto von dort zu. Ja das war schon eine echte Rarität!

 

         Eingang


Service for English speaking ta-dip- visitors:


Either you go to http://www.asza.com/r3hm.shtml and then select Instrument Gallery > Free Reeds or you take the direct links at the different instruments. You may have a look at the attached links to Randy Raine-Reusch’s homepage in which he gives a short description plus photos of each indicated free reed mouthorgan type.

 

 

Voelkerkundemuseum_Muenchen

 

Karteikarte für die Signatur Hg. (Hausgut) 674:

Sheng

 

English language- service: http://www.asza.com/isheng.shtml

 

Bei diesem Instrument mit der Inventarnummer Hg. (Hausgut) 674 handelt es sich um eine chinesische Mundorgel Sheng. Während die Zeichnung des historischen Inventarblatts wirklich hübsch das Instrument wiedergibt, ist ist die hinzugefügte Umschreibung "Panflötenartig" nicht zutreffend, wohingegen die oben rechts eingefügte Bezeichnung "Laosflöte" zumindest auf ein weiteres Verbreitungsgebiet der Mundorgeln verweist. Mit "-Flöte" liegt der Inventarist allerdings nicht richtig. Aber der Erwerb solcher Instrumente kam vermutlich meist als Reisemitbringsel von Händlern in die Sammlung, die das Instrument sicherlich hauptsächlich als exotisches Kuriosum mitbrachten. Diese Mundorgel wurde um 1800 erworben. Doch schauen wir uns jetzt das Instrument an. Es ist in relativ gutem Zustand, es fehlt lediglich bei der 14. Pfeife oben der beinerne Verzierungsabschluß. Spielbereit habe ich bei meiner Untersuchung kein Instrument angetroffen.

 

Hg674a Hg674c Hg674b

 

           Hg674_Wk




Auch beim nächsten Karteiblatt mit der Signatur 212 ist ein ehrliches Suchen um die richtige Einordnung zu erkennen: Laosflöte, Herkunft Japan, dann auch noch "sho"... Es ist eine chinesische Sheng, im Jahr 1870 durch Schenkung von Herrn Dr. Kuhn in die Sammlung gekommen. Es ist ein schönes, einfaches Instrument in gutem Zustand. Die Windkammer ist schwarz lackiert, auf dem oberen Windkammerdeckel ist ein kleiner Zettel mit chinesischen Schriftzeichen aufgeklebt. Die Sheng hat am Boden einen Bein-Einsatz mit fünf Verzierungslöchern.

Aus dem nachfolgend eingefügten Instrumenten-Aufnahmeblatt ergibt sich, daß das Instrument aus mittelbraunen Bambusrohren besteht, die an den Grifflöchern abgewetzt sind. Es handelt sich also um ein häufig bespieltes Instrument. Die Unterpfeife ist mit rötlich-braunem Holzlack versehen. Die Pfeifen werden von einer hellen, abgerundeten, 8 mm breiten Hornklammer zusammengehalten. Bei den Pfeifen sind am oberen Abschluß beinerne Dekorationsringe mit feiner Ringkerbung aufgesetzt.  Bei der zweiten, 36 cm langen Pfeife ist dieser Verzierungsaufsatz abgebrochen.  Die Pfeifen sind innen mit kleinen eingeritzten Schriftzeichen bezeichnet, was relativ selten anzutreffen ist.  . Beim Einatmen spricht eine Pfeife, beim Ausatmen sprechen zwei Pfeifen an. Das Instrument befindet sich im Schrank 45, 1. Fach Asien.

 

Karteikarte für die Signatur 212

Sheng

 

English language- service: http://www.asza.com/isheng.shtml

 

           Nr212

 

           212b

 

           212d

 

           212a

 

                                  212c

 



Von der japanischen Sho mit der Inventarnummer S. 1002, erworben im Jahr 1863, besitze ich keine Kopie einer alten Museumskarteikarte und muß mich auf meine beiden Aufzeichnungsblätter beziehen, die ich bei meinem Besuch im Museum ausgefüllt habe.

 

English language service: http://www.asza.com/isho.shtml

 

             Sho1


                  Sho2

 

Die Pfeifen des Instruments waren falsch eingesteckt, der Windkammerdeckel war eingedrückt. Die losen Pfeifen ermöglichten es mir, einige Detailaufnahmen zu machen. Man sieht sehr schön, wie die freischwingende Metall-Zunge in die Bambuspfeife eingesetzt ist. Ein Ton wird erst erzeugt, wenn das Griffloch der Pfeife abgedeckt wird, nicht jedoch, wenn nur in die Windkammer geblasen wird.

Die Pfeifen sind mittelbraun, die Unterpfeifen dunkelbraun. Kleine Silberbeschläge. Ein kleines wurstförmiges rostrotes Kissen mit gelbem Blattmuster dient bei den japanischen Sho dazu, den Pfeifenkranz während der Ruhezeit zu stabilisieren. Die optisch nach innen gewendeten Pfeifen würden ohne diese Stütze instabil werden und sich nach innen hin lockern.

 

1002d

 

              1002a

 

  1002c  1002b  1002f

 

1002e

 

Ich möchte hier auch noch aus dem Buch Gagaku Kansho von Oshida Yoshihisa eine sehr schöne Sachzeichnung der japanischen Mundorgel Sho einfügen:

 

Gagaku Kansho




Die nächste Mundorgel mit der Signatur 08.354 ist mit der Provenienz Laos angegeben. Sie kam 1908 durch Schenkung von Herrn Bruegel in die Sammlung. Das will ich mal so stehen lassen. Es könnte auch Bangladesh - Chittagong Hilltracts sein oder ein Nachbarland. Lorenz G. Löffler hat derartige Instrumente mit dem Namen "tu" bezeichnet. Sie sind im Linden-Museum Stuttgart mit der Katalognummer 30772 a-c registriert. Mit einem Musikinstrument, das gerade mal zwei Töne hat, läßt sich vernünftigerweise nur in einer Gruppe Musik machen, wo es dann sicherlich für einen jungen Spieler spannend ist, wenn er mit seinen zwei Tönen drankommt. Ich erinnere mich an einen "Auftritt" im Kolpinghaus-Saal in Deggendorf, wo ich mit meiner Blockflöte in einem größeren Orchester mit einem C-A Kuckucksruf auftrat und unheimlich aufgeregt war, daß ich meine Einsätze ja nicht verpatze.

 

Karteikarte für die Signatur 08.354

4

 

             tu v18

 

                                  v09

 

         tu

 



Die Gusheng (khén) aus Assam mit der Inventarnummer 29-2-37 kam 1929 aus der Sammlung Antton ins Museum. Das Anblasrohr, das in das Kalebassenende eingesteckt wird und das auf der Karteiblattzeichnung noch zu sehen ist, ist offenbar im Lauf der Zeit verlorengegangen.

 

English language service: http://www.asza.com/imbuat.shtml

 

Karteikarte für die Signatur 29-2-37

5

 

                       v13

 

Bei fast allen diesen Mundorgeln hat sich während der langen Lagerzeit und der ungünstigen Lagerbedingungen der schwarze Kitt gelöst, sodaß die Pfeifen meist auch von den Sammlern herausgenommen wurden und dann nicht immer richtig wieder eingesteckt wurden. Bei diesem Instrument könnte dies unter Umständen der Fall sein. Ich kann hier einen Bildausschnitt eines französischen Plattencovers zeigen: musique MNONG GAR du Vietnam, bei der die Pfeifen des Instruments so gesteckt sind: Vorn vier, hinten zwei Pfeifen:

 

             musique MNONG GAR

 

Musikinstrumentenforscher haben natürlich immer auch versucht, aufzuschreiben, welche Töne die einzelnen Instrumente spielen. Das sind natürlich immer Momentaufnahmen einzelner Instrumente, die sich meist nicht verallgemeinern lassen. Nicht immer werden Instrumente so gebaut, daß sie aufeinander abgestimmt sind und in einem Ensemble harmonisch zueinander klingen. Ich will aber gern ein Beispiel aus dem Buch Music East and West, Essays in Honour of Walter Kaufmann, Pendragon Press New York hier zitieren. Terry E. Miller, ein vorzüglicher Kenner und Experte südostasiatischer Musik zeigt in seinem Aufsatz "Free-Reed Instruments in Asia: A Preliminary Classification" auf Seite 77 diese Untersuchung:

 

Specifications

 

Hier sieht man nebenbei bemerkt mal wieder schön, daß eine sorgfältig ausgeführte Sachzeichnung jedes noch so schön inszenierte Farbfoto auszustechen vermag! Ich will an dieser Stelle auch noch gern vom selben Autor Terry E. Miller aus demselben Aufsatz eine Mundorgelzeichnung aus Nordostindien zeigen, bei der die Pfeifen-Viererreihe hinten und eine Dreierreihe vorn angeordnet ist.

 

                                  MO von NO Indien

 

         Aufnahmeblatt 29 2 37

 

               v14

 

                                     v16

 

                                       v17




Bei der nachfolgenden Mundorgel, die unter der Inventarnummer Gr. 523 registriert ist, handelt es sich um eine Kledi oder Kleddi. Sie kam als Geschenk im Jahr 1875 aus der Sammlung Grez in Museumsbesitz. Das Mundstück ist abgebrochen, die Haltebänder für die Pfeifen fehlen. Man hat im Museum eine Schnur rumgewickelt, um das Pfeifenbündel zu stabilisieren. Kledi wurden und werden von den Dajak auf Borneo gespielt. Diese versehen die Enden der Pfeifen gern auch mit kleinen Schalltrichtern aus Bambus um den Klang ein klein wenig zu verstärken. Ich kann dies mit einer kleinen Zeichnung aus dem Aufsatz von Terry E. Miller, Free-Reed Instruments in Asia, illustrieren.

 

                                            Kledi

 

English language service:  http://www.asza.com/inaw.shtml

 

              v24

 

                                v23

 

Karteikarte für die Signatur Gr.523

6

 

                   Gr 523




Beim der nächsten Mundorgel handelt es sich um eine Khén. Sie ist im Jahr 1908 aus der Sammlung Bruegel ins Museum gelangt. Der Zustand des Instruments ist gut, zwei Pfeifen sind leicht beschädigt. Als Provenienz kann Laos oder Thailand vermerkt werden. Khén- Instrumente - ich verwende hier die französische Schreibweise des Instruments, weil französische Forscher diesen Instrumententyp zuerst untersucht und beschrieben haben. Die besten Abhandlungen über diese Instrumentenfamilie - es gibt diesen Typus in unterschiedlichen größen und mit einer unterschiedlichen Anzahl der Pfeifen - stammt vom US-Amerikaner Terry E. Miller aus Kent/ Ohio, dessen später auch als Buch herausgegebene Dissertation, Traditional Music of the Lao, Kaen Playing and Mawlum Singing in Northeast Thailand heute das Standardwerk über die Kaen- Mundorgel ist. Terry E. Miller hat zudem ein kleines Lehrbuch herausgegeben: An Introduction to Playing the Kaen, mit dem man sich im Selbststudium das Kaenspielen beibringen kann.

 

 

                                Playing the Kaen

 

English language service:  http://www.asza.com/ikhaen.shtml

 

Karteikarte für die Signatur 08.355

7

 

      08355 Kaen

 

         how to hold a kaen 


                                      Kaen

 

Links: The correct way to hold a kaen, aus An Introduction to Playing te Kaen von Terry E. Miller Seite 12.

Rechts: Kaen, aus Free-Reed Instruments in Asia von Terry E. Miller


         kaen pitches

 

                Terry E Miller KAEN

 



Das nachfolgend auf der Karteikarte registrierte Instrument ist nicht mehr in der Sammlung.

 

Karteikarte für die Signatur 10.898

8

 



Das nachfolgend auf der Karteikarte registrierte Instrument ist nicht mehr in der Sammlung.

 

Karteikarte für die Signatur 14-70-162

9



          
            Besuchen Sie das Münchner Völkerkundemuseum!

 

Ein freundlicher Hinweis auf einen vorzüglichen Link:

www.musikwissenschaft.uni-wuerzburg.de/instrumente/bestand/kurzliste/lo18_19_g25_stw6_mundorgeln/

 

 

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