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In Memoriam Paul Otto Petzold




Paul Otto Petzold, Delphine 1988

Paul Otto Petzold wurde im Jahr 1925 in Keetmanshoop geboren und starb 1997 in Swakopmund


In den Jahren 2003 bis 2004 hatte ich einen wunderschönen kleinen Briefwechsel mit Frau Ulla Petzold, der Witwe von Paul Otto Petzold in Namibia. Ich bin durch Zufall wieder auf die Sonnenuhrenbilder von Herrn Petzold gestoßen und hatte auch noch den gesamten Briefwechsel mit Frau Petzold gespeichert.

Paul Otto Petzold zu Ehren möchte ich gern diese wenigen Bilder von einer seiner Sonnenuhren ausstellen und sein Andenken bewahren!




Midgard Farm - im Hintergrund die Sonnenuhr von Paul Otto Petzold





So fing diese Geschichte an:

Thema:

Sonnenuhr 

Datum:

25.02.03 18:07:24 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit

 

Sehr geehrter Herr Kriegler,

am vergangenen Sonnabend, den 22. Februar 2003 ( kaum zu glauben!)
wurde mir Ihr Schreiben vom 26.Mai 2000 uebergeben.

Ich bin die Witwe des  Hobbybildhauers und Kuenstlers  Paul Otto
Petzold ; wir haben 36 Jahre die Marmorwerke in Karibib gefuehrt. Ja,
die Vernachlaessigung Ihrer Bitte hat mich sehr wehmuetig gestimmt,
doch ist diese einmalige Sonnenuhr leider schon ca. 20 Jahre
umstaendehalber nicht mehr in meinem Besitz. Seine Arbeit wurde von
dem Fachmann Hans Schumacher gewuerdigt und erschien in der
Fachzeitschrift " Der Naturstein". Ein reger Briefverkehr vertiefte
diese " Interessen- Freundschaft".

Hier in Namibia konnte keiner diese Arbeit auch nur beurteilen, jedoch
ein Professor aus Pretoria sagte einmal in einem Radioprogramm,
dass er jeden Preis zahlen wuerde diese Uhr zu erstehen.

Kurz : Ich habe Fotos zur Hand und waere bereit - trotz Alters - auf
dies Thema einzugehen, wenn Sie  nochmals mit mir Kontakt aufnehmen moechten.

Mit bestem Gruss        Ulla Petzold , Tel  ... ,
Swakopmund,Namibia
                                                    oder eben per e-mail





Sehr geehrte Frau Petzold,

als ich gerade Ihren liebenswürdigen Brief gelesen habe, habe ich gleich versucht, die kleine Mappe mit den gesammelten Karten und Briefen aus Namibia wiederzufinden. Ich hatte einmal von Russo in der Schweiz eine Frau und ihren Sohn über die enge Bergstraße ins Tal nach Locarno hinuntergefahren, weil der Postbus schon weg war und beide noch den Zug erreichen wollten.
Als ich das Gefühl hatte, daß sie meine Fragen nach einer Sonnenuhr in Namibia irgendwie nicht verstanden hatten, habe ich nicht m
ehr weiter nachgefragt. Es gingen einige Briefe hin und her. Nun scheine ich auch diese Post nicht mehr zu haben, die ich über viele Jahre hinweg aufgehoben habe.

36 Jahre ein Marmorwerk zu führen ist schon eine große Leistung!

Ich habe Herrn Schumacher zu seinen Lebzeiten leider nicht kennengelernt, aber natürlich seine Bücher gelesen.

Ich würde mich s
ehr freuen, wenn ich die Fotos von Ihnen bekäme, weil das ja eine große Rarität ist. Mir ist natürlich jede Art der Zusendung recht, Briefpost oder als email-Anhang. Wenn Sie mir die Bilder auf dem Postweg schicken, kann ich sie hier scannen und die Originale wieder an Sie zurückschicken.

Ob der Professor aus Pretoria wirklich jeden Preis gezahlt hätte, weiß man nicht. Es sei denn, er ist wohlhabend. Aber neben dem Handelswert ist ja der ideelle Wert hier besonders wichtig. Hat sich Ihr Mann die Sonnenuhr für sich selbst gebaut? Haben sich danach keine Kunden dafür interessiert und Nachfolgermodelle bestellt?

In einem Namibischen Schulbuch soll es eine Abbildung einer Sonnenuhr aus Namibia gegeben haben. Ich habe aber auch davon nie eine Kopie ges
ehen. Ein Sonnenuhrfreund von der DGC hat mir mal gesagt, daß er eine Abbildung hat. Den werde ich bald anschreiben und ihn fragen, ob er mir eine Kopie zuschicken würde. Ich hatte auch einmal zu einem Hotelrestaurant irgendwo in Namibia zwei oder drei emails geschickt. Dort soll es auch eine Sonnenuhr geben. Ich habe aber nie eine Antwort bekommen. Ich habe das schon verstanden, weil ich denen ja nur Arbeit gebracht hätte und keinen Verdienst.

Also: Ich bin über Ihren Brief hocherfreut und danke Ihnen für Ihre Mühe und für Ihr s
ehr liebenswürdiges Angebot! Es bestätigt sich aber wieder meine Haltung: Man soll nichts forcieren. Wenn etwas kommen soll, dann kommt es schon irgendwann und wenn nicht, dann soll es eben nicht sein.
Den Artikel aus "Der Naturstein" werden Sie wohl nicht m
ehr haben. Es ist sehr schade, daß die Sonnenuhr verschollen ist!

Wenn Sie sich meine Sonnenuhren anschaun wollen: Es gibt vier Links zu den Seiten des Bremer Planetariums, in der Reihe "Sonnenuhr des Monats" beschrieben sind: Meine beiden Reflexsonnenuhren, meine Vertikalsonnenuhr und zuletzt meine kleine Schiefertafel-Sonnenuhr.

Ich grüße Sie herzlich und würde mich s
ehr freuen, wieder von Ihnen zu hören!
Reinhold Kriegler

Und weil dies vielleicht in Namibia eine Rarität ist: Hier ist eine Abbildung meiner Horizontalsonnenuhr im Winter. Sie ist aus einem von Hand bearbeiteten alten Schleifstein, den früher meine Oma benutzt hatte. Die Sonnenuhr ist aus Acrylglas. Ich habe sie in Erinnerung an meine liebe Großmutter gebaut.



* ** *** **** ***** ****** *******
Reinhold R. Kriegler lat. 53:07 N   long. 8:54 E 
-  Bremen / Deutschland





Paul Otto Petzold

Thema:

Sonnenuhr (2) 

Datum:

25.02.03 21:34:19 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit

 


Sehr geehrter Herr Kriegler,

ich musste eine dringende Botschaft uebermitteln, weshalb ich am
Computer dann auch gleich Ihre Antwort mit Dank las.

Die Sonnenuhr steht noch immer auf der Farm Midgard. Ob , allerdings,
inzwischen durch Besucher daran gefummelt wurde oder sie noch praezise
plaziert ist, kann ich nicht sagen.Die Vorgeschichte ist lang; drum
kurz notiert: in unserem Fabrikbetrieb war fuer Bildhauerarbeit gar
keine Zeit. Freizeit kannten wir nicht durch soziale Taetigkeit, und
dazu waren wir "freiwillig / unentgeltlich" immer auf Ambulanzabruf.
In den Buschkriegsjahren hatte ich uns von Daimler eine schoen
ausgestattete Ambulanz erbettelt und bekommen. In Urlaubszeiten aller
Betriebe waren halt alle in Ferien und wir uebernahmen den
Ambulanzdienst. Das musste ich erzaehlen, denn nur dann  - auf Abruf -
konnte mein Mann sich irgend einer kuenstlerischen Arbeit widmen , und
das aus Freude am Schaffen.

Ich habe Kleinkram modelliert.
Die schwierigste Arbeit war fuer ihn,  trotz vieler Unterbrechungen,
die Berechnung und praezise Einteilung fuer eine genaue Zeitenangabe
auf diesem Globus --- und zwar fuer die suedliche Halbkugel
bestimmt---  und ausserdem genau fuer unseren Ort. Es gab keinerlei
Vorlagen oder Anleitung eben fuer die suedliche Halbkugel.
Die Sonnenuhr stand auf unserem Fabrikgelaende und wurde von vielen
Wissenschaftlern aus anderen Laendern geprueft und bewundert.
Dazu muss ich sagen, dass mein Mann durch den 2. Weltkrieg als junger
Deutscher ortsinterniert wurde, nicht studieren konnte und somit sich
sein Fachwissen selbst erarbeitete.

Die Fotos, die ich per Post schicke, koennen Sie gern behalten. Ich
will nachsehen, was ich bei meinem Umzug in den unausgepackten
Briefschaften noch finde. Gewiss habe ich das meiste meiner Tochter
mit nach Cannes genommen. Finde ich hier nichts, so kann Astrid Ihnen
vielleicht etwas dort scannen. So gern ich in Liebe zu meinem
Lebenskameraden nochmals auf seine Hobbies eingehe, brauch ich etwas
Zeit. Ich selbst schaue was irdische Gueter anbelangt nicht mehr
rueckwaerts. Bin 74 Jahre, habe viel durchgemacht und will mich nun
endlich wieder dem Modellieren widmen und meinem Studium. Ich muss
mich einschraenken, weil ich mich in meinen Interessen leicht
verzettel.

Umweltschutz, Orgonstrahlen, Wasseraufbereitung durch EM,
Heilpflanzen...alles muss reduziert werden.

Uebrigens, : hier in Swakopmund steht auch noch eine wunderschoene
Gruppe Delphine in gruenlichem Marmor, ganz von Hand und ohne Vorlage,
auch von meinem Mann gemeisselt . Auch da kaempfe ich fuer einen
wuerdigeren Platz.

Also, irgendwann , gewiss bald melde ich mich wieder, aber nur wegen
der Sonnenuhr. Den Naturstein habe ich gewiss aufgehoben, bloss hier
oder in Canne?

Gute Nacht mit Gruss,    Ulla Petzold




Sehr geehrte Frau Petzold,

das Internet ist schon eine tolle Sache, da gehen die Gedanken nahezu gleichzeitig über Kontinente hinweg. Die Farm Midgard war doch die Stelle mit dem Restaurant und der Sonnenuhr! Daran erinnere ich mich jetzt, da Sie den Namen nennen, wieder. Ja, alles was öffentlich aufgestellt wird, wird zerstört. Jedenfalls ist das hier so. Überall müssen diese kleinen Geister ihre banalen Duftmarken hinterlassen. Für nichts reicht das Geld, aber wohl immer für Spraydosen und Filzstifte. Es wäre wirklich ein Jammer, wenn die Sonnenuhr Ihres Mannes, die unter solch großen Anstrengungen entstanden ist, beschädigt worden wäre!

Sind Sie Ärztin gewesen? Eine Ambulanz zu erbitten, dazu gehört schon eine unglaubliche Überzeugungskraft. Heute, da Merzedes ein internationaler Konzern ist, wäre dies gänzlich undenkbar. Vorstände von einem Kaliber wie Ezard Reuter mit einer auch geistigen Führerschaft und Moral sind nicht mehr gefragt. Es zählt nur noch das schnelle Geld.

Gell, heutzutage mit den überall ganz leicht und umsonst verfügbaren Computerprogrammen, wo in Sekundenbruchteilen jede beliebige Sonnenuhr für jeden beliebigen Ort der Erde ausgerechnet und dargestellt wird, kann man sich gar nicht vorstellen, was für ein Aufwand das ist, wenn es mit Bleistift und Papier geschehen muß. Und doch ist die überwiegende Zahl der Sonnenuhren so entstanden.

Ich freue mich schon sehr auf Ihren Brief mit den Fotos!

<<<

Mit vielen guten Wünschen und herzlichen Grüßen Ihr Reinhold Kriegler


* ** *** **** ***** ****** *******
Reinhold R. Kriegler

Lat: 53° 06' 53'' N   Long: 8° 53' 54" E




Paul Otto Petzold


Thema:

Sonnenuhr 3 

Datum:

05.03.03 02:24:18 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit


Lieber Herr Kriegler,  gestern hat der Tischler endlich meine
Buecherregale angebracht und morgen wird aussortiert und eingeordnet.
Dann weiss ich, was ich hier habe betr. der Sonnenuhr und werde
antworten.
Im Detail : die Uhr entstand  auf der grossen Fabrikterasse und fand
fuer einige Jahre ihren festen Platz  in der Naehe des Fabrikeinganges
( viel Gelaende), sodass alle Touristen und dafuer angereiste
Fachleute sie in Ruhe begutachten konnten und Ihre Uhren so zu sagen
danach stellen konnten. Dort nahmen wir den Globus erst weg und mit
auf unser Privatgrundstueck, als wir 1983 die Fabrik verkauften. So
kamen danach die Reisenden immer noch zu uns. Als wir 1987  aus
Gesundheitsgruenden den heissen Ort verlassen mussten und nach
Swakopmund umzogen,
verkauften wir die Uhr nach Midgard, wo sie heute steht.
Eine Frage aus dem vorherigen Mail moecht ich so beantworten: 
Um unseren Ambulanz-Notdienst auf dem grossen Landstrassenkreuz
und Gebiet mit abgelegenen kl.Hospitaelern auch gewissenhaft ausueben
zu koennen, nahmen mein  Mann und ich eine paramedische Ausbildung
und ich gab abends auch Kurse; war keine Aerztin, wenn auch ich viel gerufen wurde,
und es dann entweder zum Hospital ging oder manchmal auch so geholfen werden
konnte, auch Geburten in den Dorfhuetten oder unterwegs im
Krankenwagen; viele schwere Unfaelle. (der Dienst war 100% gratis;
Bezinkosten zum Hospital nach Windhoek ca. N$25.00 damals.) Zur
Anschaffung der Ambulanz haben mir gewiss mein Schutzengel und Mut
geholfen. Uebrigens hab ich im Distrikt und Umwelt auch eine
Kombiambulanz fuer die alten Missionsschwestern erkaempft. Aber all
das ist weit vom Thema ab.

Also, morgen forsche ich in meinen Akten; sonst hat Astrid eben den
Naturstein drueben.

Ganz wichtig ist mir der morgige Tag, weil der Tischler dann auch
meine Klappbank auf der verglasten Sonnenterasse aufstellt fuer mein
Modellierhandwerk. Dann werde ich arbeiten.

Bis morgen gruesst Sie           Ulla Petzold




Paul Otto Petzold

Auskunft von Astrid Schefer vom 11. 4. 2003:

Der Bericht "Eine Sonnenuhr auf der Shalbkugel der Erde"
erschien im September 1988 in der Fachzeitschrift " Steinmetz und Bildhauer"
(Mchen) erschienen in der Rubrik " Berichte und Meinungen". Autor: Heinz
Schumacher.


"Die Uhr entstand  auf der grossen Fabrikterasse und fand fuer einige Jahre ihren festen Platz  in der Naehe des Fabrikeinganges ( viel Gelaende), sodass alle Touristen und dafuer angereiste Fachleute sie in Ruhe begutachten konnten und Ihre Uhren so zu sagen danach stellen konnten. Dort nahmen wir den Globus erst weg und mit auf unser Privatgrundstueck, als wir 1983 die Fabrik verkauften. So kamen danach die Reisenden immer noch zu uns.

Als wir 1987 aus Gesundheitsgruenden den heissen Ort verlassen mussten und nach Swakopmund umzogen, verkauften wir die Uhr nach Midgard, wo sie heute st
eht."

[Auskunft von Ulla Petzold]

http://www.namibweb.com/midgardlodge.htm

Midgard means "Empire of the People" and is deeply rooted in Germanic mythology. The 16000 ha farm is nestled in the unspoiled natural splendour of the Otjihavera Mountains. Carl List acquired Midgard in 1937. The old farm house, built of clay bricks, has been preserved until today and was converted into a guest farm in 1993. Midgard has kept its individual character as a private country home and African farm.


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