Eine Sonnenuhr in Worpswede
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Die Sonnenuhr
Selten reicht ein Schauer feuchter Fäule
aus dem Gartenschatten, wo einander
Tropfen fallen hören und ein Wander-
vogel lautet, zu der Säule,
die in Majoran und Koriander
steht und Sommerstunden zeigt;
nur sobald die Dame (der ein Diener
nachfolgt) in dem hellen Florentiner
über ihren Rand sich neigt,
wird sie schattig und verschweigt -.
Oder wenn ein sommerlicher Regen
aufkommt aus dem wogenden Bewegen
hoher Kronen, hat sie eine Pause;
denn sie weiß die Zeit nicht auszudrücken,
die dann in den Frucht- und Blumenstücken
plötzlich glüht im weißen Gartenhause.
***
Warum hier Rilke?
Nun, er paßt für "umzu", wie man in Bremen das Umland nennt. Rilke kam 1900 nach Worpswede bei Bremen, heiratete die Bildhauerin Clara Westhoff, hatte aber zwei Jahre später schon genug von ihr und wurde 1905 für acht Monate Privatsekretär von Rodin ...
Dank für das Bild an The Yorck Project/ Wikipedia
Zionskirche
"Die Zionskirche auf dem Weyerberg wurde in den Jahren 1757 bis 1759 erbaut. Auf der Grundlage von Plänen des Hofbaumeisters Johann Paul Heumann aus Hannover leitete Jürgen Christian Findorff die Baumaßnahmen. Die Kirche weist eine äußerst schlichte Ausstattung auf. Aus dem hallenartigen Inneren hebt sich eigentlich nur der Altarbereich heraus."
"Der Friedhof, der noch ein wirklicher Kirchhof ist, wurde bereits von Findorff geplant. Heute haben doch auf ihm etwa 80 Maler, Schriftsteller, Musiker und Kunsthandwerker ihre letzte Ruhestätte gefunden." [Aus einer Selbstdarstellung der Kirchengemeinde]
Der Eintrag über diese Sonnenuhr ist aus dem Katalog "Sonnenuhren Deutschland und Schweiz" der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie von 1994
Ganz zum Schluß auf dieser Seite noch einmal Rilke - von Roberto Baggio am 4. 10. 2007 auf der italienischen Sonnenuhren- Mailingliste angeboten:
L' Ange du Méridien
Chartres
La bufera che scuote la forte cattedrale
come la furia del pensiero che nega,
ci spinge a un tratto con più tenerezza
verso di te, attratti dal tuo sorriso,
angelo sorridente, sensibile figura
che hai la bocca di cento bocche fatta
e non t'accorgi che le nostre ore s'allontanano
da te e dalla colma meridiana su cui stanno
a un tempo tutti i numeri del giorno,
ugualmente reali, in profondo equilibrio,
quasi ricche e mature fossero tutte le ore.
Che sai, tu che sei pietra, del nostro essere?
E forse hai anche più beato il volto
quando volgi alla notte il tuo quadrante?