Sternbild Schütze
Das Sternbild Schütze kommt mehrfach im Salon der Astronomen vor: Gleich beim Eingang an der linken Wand war es ursprünglich ein paar Jahre lang in Augenhöhe zu sehen, bis der Franke Christoph Clavius einzog und den Platz für sich reklamierte. Also wurden die Schützensterne weggekratzt und übermalt und etwas tiefer wieder neu angebracht.
In unmittelbarer Nähe befindet sich eine zweite Darstellung des Schützen. Genauer gesagt: Hier ist nur ein Ausschnitt von besonderem Interesse und besonderer Bedeutung, denn hier gelang es erstmals ein zuvor nur theoretisch behauptetes schwarzes Loch auch tatsächlich nachzuweisen. Genaueres wird in dem Link "Das Schwarze Loch" abgehandelt!
Das imposanteste Schützen-Sternbild im Salon der Astronomen überzieht die gesamte Rückwand und ist damit der dominierende Blickfang, sobald die Tür geöffnet ist. Die Vorlage dafür entnahm ich einem Prachtband von Giuseppe Maria Sesti, DIE GEHEIMNISSE DES HIMMELS, Geschichte und Mythos der Sternbilder, DuMont Verlag 1991. Es ist der Schütze des Sala del Mappomondo aus dem Palazzo Farnese in Caprarola aus dem Jahr 1575.
Als ich mit dem Skizzieren und Zeichnen anfing, besaß ich noch keinen Scanner. Also fertigte ich mir im Copyshop eine Schwarzweißkopie der Farbvorlage und übertrug diese später auf eine Folie, damit ich sie seitenverkehrt auflegen und leichter das Übertragungsraster anfertigen konnte.
Ursprünglich hatte ich das nur daran gedacht, das Bild skizzenhaft anzubringen und keineswegs farbig durchgeführt. Bezogen auf die Vorlage sollte der Schütze seitenverkehrt an die Wand, weil ich die Sterne zusätzlich mit Leuchtsternen beklebte und ich sie wie im wirklichen Sternbild beim Blick auf den realen Himmel haben wollte.
In der rechten Ecke hatte ich ein Planetenmodell im Maßstab 1: 1 000 000 000 aufgehängt, bei dem die Größenverhältnisse der Sonne und der damals noch neun Planeten maßstäblich richtig wiedergegeben sind. Die Sonne (139 cm Durchmesser) hatte ich an die Decke gemalt. An einem Nylonfaden hingen also die Planeten. Der Pluto - seinerzeit noch ein Planet - wurde durch einen Knoten am Ende des Nylonfadens visualisiert und der Mond war eine in die blaue Erdkugel gesteckte Stecknadel mit Glaskopf. Doch von solchen Modellen sieht man sich sehr rasch ab und so übermalte ich die Sonne an der Decke mühsam - ich hatte sie zuvor allzu leichtend gelb raufgepinselt - und nahm die Planeten aus dem Haken.
Diese skizzenhafte Darstellung gefiel mir aber schon bald nicht mehr und so beschloß ich, das Bild farbig zu gestalten. Das erforderte viel Imagination, weil ich das große Buch mit der Vorlage immer nur für kurze Zeit in der Garage auslegen wollte, da ich befürchtete, daß es beim feuchten Regenwetter Schaden nehmen könne. So veränderte ich die Farbgebung des Schützen auch mehrfach in den Folgejahren. Immer wenn wieder ein neuer Bewohner in den Salon einzog, gab es meist auch kleinere Veränderungen am großen Schützen!
In der griechischen Mythologie repräsentierte der Schütze den legendäran Krotos, den Sohn des Pan und der Nymphe Eupheme, der berühmten Amme der Musen. Bei der Darstellung des Schützen aus der Durham Handschrift ist er noch mit einem Satyrschweif dargestellt, was auf eine frühe Darstellungsform verweist. Ich habe die Vorlage aus der Durham-Handschrift jedoch in eine plastische Darstellung und farbig gefaßt umgewandelt.
So sieht der Schütze aus der Durham- Handschrift zur Zeit eingebettet in das Ensemble aus:
Eine weitere Darstellung des Schützen findet sich beim Konstrukt der "Göttlichen Pforte" auf der rechten Wand, bei dem Giuseppe Maria Cesti in seinem Buch "Geheimnisse des Himmels" durch eine Computeranimation für seine astrologischen Zwecke eine Darstellung des Himmels für das Jahr 4667 v. Ch. inszeniert hat, um damit auf Seite 443 eine reichlich groteske astrologische Interpretation zu untermauern. Ich habe seine Linienzeichnung etwas farbig aufgepeppt, um sie nicht gar so armselig anbieten zu müssen.
. . .